Präsentismus – ein weitverbreitetes Phänomen in der modernen Arbeitswelt
Der Begriff Präsentismus kommt aus dem Lateinischen und steht für „Präsenz“ bzw Anwesenheit. In diesem Fall geht es um Anwesenheit am Arbeitsplatz, obwohl der Arbeitnehmer krank ist und mit hoher Wahrscheinlichkeit vom Arzt krankgeschrieben würde.
Für die Mehrheit der deutschen Arbeitnehmer scheint es jedoch normal zu sein, krank zur Arbeit zu gehen. Das kann aber nicht nur für den Arbeitnehmer negative gesundheitliche Konsequenzen haben, sondern auch hohe Kosten für den Arbeitgeber nach sich ziehen. Wenn erkrankte Arbeitnehmer arbeiten gehen, dann hat das nicht selten einen Abfall in der Produktivität zur Folge. So entstehen Kosten, die mindestens genauso hoch wie die Kosten durch krankheitsbedingte Fehlzeiten geschätzt werden.
Die Auswirkungen von Präsentismus auf die Gesundheit zeigen sich im Kern darin, dass es mit hoher Wahrscheinlichkeit zu späteren Beschwerden und Krankschreibungen führt und darüber hinaus die Arbeitsfähigkeit einschränkt.
Gründe für Präsentismus – Warum gehen viele Menschen krank zur Arbeit?
Gründe, warum kranke Menschen zur Arbeit kommen, könnten beispielsweise sein:
- Stärkere Ergebnis-Orientierung in den Unternehmen und dadurch höhere Selbstverantwortung der Mitarbeiter,
- dünner werdende Personaldecke („Stellvertreter-Sterben“),
- man will die Kollegen nicht im Stich lassen,
- es werden berufliche Nachteile im Hinblick auf eine Beförderung oder die Entlassung befürchtet, wenn man fehlt.
Die „Philosophie“ hinter Präsentismus ist bei Vielen also: Wenn ich zur Arbeit gehe, dann ist alles gut. Dass aber mitnichten alles gut ist, sondern die Produktivität deutlich eingeschränkt ist, vergessen viele Arbeitnehmer.
Schlimmer noch: Die Produktivität ist sogar deutlich geringer, als wenn sie gar nicht erschienen wären!
Wenn also klar ist, dass Präsentismus keinen Mehrwert hat, sollten auch auf betrieblicher Seite entsprechende Maßnahmen ergriffen werden, um ihn einzudämmen.
Und dabei kommt das Betriebliche Gesundheitsmanagement als wesentlicher Faktor ins Spiel:
Durch die Integration des Themas „Gesundheit“ in die Unternehmenskultur und Sensibilisierung der Beschäftigten kann den negativen Folgen des Präsentismus präventiv entgegengewirkt werden. Die Unterstützung der Beschäftigten gesundheitsfördernde Entscheidungen zu treffen, fördert die Entwicklung einer verbesserten Gesundheitskompetenz.
Jedoch ist auch die Vorbildfunktion der Führungskräfte nicht zu unterschätzen: Wenn ein Vorgesetzter offensichtlich krank zur Arbeit kommt, übt das ebenfalls Druck auf die Mitarbeitenden aus. Wichtig ist daher, sowohl die Beschäftigten als auch die Führungskräfte dahingehend für das Thema Gesundheit zu sensibilisieren und zu schulen.